

















Fotos und Text: Ute Jäger
Doreen ist in Bochum geboren und aufgewachsen und trotz vieler Umzüge immer hier geblieben. Die Familie der Mutter schafft den Bilderbuchbezug zur Emscherregion: Großvater und Großonkel waren Bergleute auf Zeche Lothringen in Bochum-Gerthe. Heute wird ein Teil der historischen Gebäude der Zeche Lothringen kulturell genutzt für Theater, Musik, Ateliers. Auch Doreen hat dort schon ausgestellt, hat ihre Installation im Keller, quasi „unter Tage“ aufgebaut.
Ihr eigenes Atelier ist inzwischen in Bochum-Hamme, in der sog. Speckschweiz, die vielleicht so heißt, weil hier die reicheren Bergleute wohnten, die sich Speck zur Stulle leisten konnten. Heute ist es ein gemischtes Quartier aus eher kleinbürgerlichen Eingesessenen, Türkisch- und Arabischstämmigen, Studenten, Künstlern und politisch Unangepassten. Auch eine Emscherstraße gibt es hier, auf dem Straßenschild turnen schwarze Playmobilmännchen.
Doch zurück zu Doreen: Sie hat Kunst und Geografie in Dortmund studiert. Dabei fällt ihr ein, dass sie im Rahmen der IBA Emscherpark eine Semesterarbeit angefertigt hat, nämlich die Kartierung eines Abschnitts des Emscherpark-Radwegs, natürlich mit Vor-Ort-Terminen. Eine spannende Aufgabe sei dies gewesen.
Ihre künstlerischen Schwerpunkte liegen auf Malerei und Installation. Sie arbeitet fast ausschließlich in Schwarz-Weiß, das sie in Lasuren und Schichtungen übereinander legt, übermalt, strukturiert. Bei einigen tiefschwarzen, körnig glänzenden Oberflächen liegt die gedankliche Verbindung zur Kohle nahe. Doreen verneint dies nicht, es ist eine mögliche Sicht. Sie erzählt, dass ihr Großonkel, vor einer ihrer Arbeiten stehend, fragte: „Wat is dat denn? Kohle vonne Zeche Lothringen?
Ein weiterer Komplex sind Baumstrukturen und Arbeiten mit Holz. Schwarz-weiße Oberflächen auf Leinwandstreifen oder Röhren aus Karton erinnern an Birken – die wiederum an die heimische Region erinnern, als Nachfolgevegetation auf den Bergbau- und Industriebrachen. Holzkuben werden um“garnt“ oder beherbergen weitere Objekte.
Bei meinem Besuch arbeitet Doreen an einer Installation für ein Bochumer Kunst-Event im Juni. Aus lasierten Papierbahnen, gespachtelten Blöcken, Acrylplatten und natürlich gewachsenem wie auch industriell geformtem Holz entsteht ein Raumobjekt, die Farben natürlich Schwarz-Grau-Weiß, aber auch leuchtendes Orange.
Ich frage sie nach dem Entstehungsprozess. Die einzelnen Komponenten hat sie schon sehr früh und eindeutig im Kopf, die Gesamtinstallation vielleicht eher noch als Idee, die genauen Abmessungen noch vage, aber das konkretisiert sich sehr schnell, wenn sie zu arbeiten beginnt.
Hat sie Vorbilder? Eher nicht. Natürlich ist sie nicht unbeeinflusst von der Kenntnis anderer Künstler, studiert auch Techniken und begreift sie als Anregung. Aber ihre eigene Arbeit muss Abstand zu den Arbeiten anderer haben, sie lehnt sie nicht an, sondern entwickelt sie aus ihren eigenen Vorstellungen heraus.
Doreen ist gut vernetzt und aktiv in der Bochumer Künstlerszene: Mitglied des Bochumer Künstlerbundes, Mit-Initiatorin von „Eintritt frei!“ und der „Bochum Biennale“, Projektkoordinatorin an der Jugendkunstschule … und beinahe hätte ich vergessen zu erwähnen, dass sie auch Mann und Kind hat.
Also tatsächlich eine Bochumer Künstlerin. Doch Doreen ist genauso fasziniert von der Ferne, sie braucht auch die Eindrücke von anderswo, weil diese wiederum den Blick auf ihre künstlerischen Arbeiten verändern.
Ist das nicht bestes Ruhrgebiet? Vor Ort zu Hause zu sein und dennoch weltoffen?